Henry Ford — Teil 1: Vorwort des Herausgebers; Einleitung Mein Leitgedanke

[Die Autobiographie von Henry Ford die Gründung und Bau der Ford Motor Company sowie seine Unternehmensphilosophie beschreiben. Ford war einer der weltweit größten Industriellen, Geschäftsleute, Unternehmer und Visionäre. Er führte das Fließband, Kurzarbeit, führte eine hohe Mindestlöhne, die Fünf-Tage-Woche, usw., zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ford war stark von Adolf Hitler, die treibende Kraft hinter dem Nationalsozialismus zu bewundern. Im Gegenzug wurde Ford ein Bewunderer von Hitler und sein Verständnis für die Bedrohung der Welt mit dem internationalen Judentum konfrontiert zu gleichen Teilen getragen. — KATANA]

 

Henry Ford - Mein Leben Und Werk - Cover

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Mein Leben und Werk

 

Henry Ford

 

 

Teil 1 

 

Henry Ford - Mein Leben Und Werk - Portrait

 

 HENRY FORD

MEIN LEBEN UND WERK

EINZIG AUTORISIERTE DEUTSCHE AUSGABE

VON

CURT UND MARGUERITE THESING

ACHTZEHNTE AUFLAGE

PAUL LIST VERLAG LEIPZIG

DRUCK VON HESSE & BECKER, LEIPZIG

1923

 

 

INHALT

Seite

 

Vorwort des Herausgebers  . . . . . . . . . . . . . . . . .  . . . . . . . . . . . . . . . VI

Einleitung Mein Leitgedanke  . . . . . . . . . . . . . . . . .  . . . . . . . . . . . . .  1

I. Kapitel. Geschäftsanfänge  . . . . . . . . . . . . . . . . .  . . . . . . . . . . . 25

II. Kapitel. Was ich vom Geschäft erlernte  . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

III. Kapitel. Das eigentliche Geschäft beginnt . . . . . . . . . . . . . . . 54

IV. Kapitel. Das Geheimnis der Produktion und des Dienens . . . 74

V. Kapitel. Die eigentliche Produktion beginnt  . . . . . . . . . . . . . . 89

VI. Kapitel. Maschinen und Menschen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  . 106

VII. Kapitel. Der Terror der Maschine  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  120

VIII. Kapitel. Löhne  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

IX. Kapitel. Warum nicht immer  gute Geschäfte machen?. . . . .153

X. Kapitel. Wie billig lassen sich Waren herstellen? . . . . . . . . . . 165

XI. Kapitel. Geld und Ware  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

XII. Kapitel. Geld — Herr oder Knecht?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198

XIII. Kapitel. Warum arm sein?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .215

XIV. Kapitel. Der Schlepper und elektrisch

betriebene Landwirtschaft  . . . . . . . . . . . . . . . . . .228

XV. Kapitel. Warum Wohltätigkeit?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242

XVI. Kapitel. Die Eisenbahnen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260

XVII. Kapitel. Von allem Möglichen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  274

XVIII. Kapitel. Demokratie und Industrie  . . . . . . . . . . . . . . . . . .  296

XIX. Kapitel. Von künftigen Dingen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312

VI

 

 

 

VORWORT DES HERAUSGEBERS

 

[* See end for Google English translation of this Letter from the Editor]

Das Buch, das wir hiermit der deutschen Öffentlichkeit übergeben, enthält die Lebensauffassung und das Lebenswerk des größten Industriellen, den die Welt je gesehen hat. Henry Ford gehört nicht nur in Amerika, sondern fast ebenso in Europa zu den meistumstrittenen Persönlichkeiten. Er hat sich in wenigen Jahren vom kleinen Erfinder und Automobilfabrikanten zu einem der mächtigsten Männer der Vereinigten Staaten aufgeschwungen.

So oft Ford mit einer neuen Geschäftsankündigung, die auch in Zeiten allgemeiner Preissteigerung regelmäßig in einer Preisherabsetzung seiner Waren bestand, an die Öffentlichkeit trat, hieß es in Wall Street und in der von dort abhängigen Presse: ,,Nun muß der Zusammenbruch der Ford-Gesellschaft erfolgen!“

Durch sein Prinzip der Dienstleistung, das heißt der Lieferung bestmöglicher Produkte zu niedrigsten Preisen bei gleichzeitiger Zahlung von Rekordlöhnen, durch seinen Grundsatz, sich mit kleinstem Gewinn zu begnügen, die Fabrik nicht in erster Linie als Geldheckmaschine, sondern als ein Institut, das eigentlich der Allgemeinheit gehört, aufzufassen und sich selbst nur als Verwalter anvertrauten Gutes, ist es ihm in zehn Jahren gelungen, die jährliche Produktion von Fordautomobilen von 18664 Wagen im Jahre 1909/10 auf 1250000 Wagen im Jahre 1920/21 zu steigern und gleichzeitig den Verkaufspreis von 950 Dollar auf 355 Dollar zu senken. Die bis dahin im Geschäftsleben nie gekannte Verbilligung seiner Waren, die ständige Erhöhung der Löhne seiner Arbeiter und Angestellten, sein Kampf gegen das Bankwesen und die Ablehnung jedes Bankkredits haben Ford in den Kreisen der Bankiers und bei den Führern der großen Truste wohl zum bestgehaßten Manne gemacht.

VII

Ein andrer gegen ihn erhobener Vorwurf besteht in seinem angeblichen Antisemitismus. Sein Buch, ,,Der internationale Jude“, verleiht dieser Auffassung, liest man das Werk nur oberflächlich, eine gewisse Berechtigung.

Trotzdem wäre es irrig, Ford als Antisemiten im landläufigen, Übeln Sinne zu bezeichnen. Sein Kampf gilt nicht dem einzelnen Juden, noch der jüdischen Rasse, sondern nur gewissen sozialen und politischen Erscheinungen, Er hält es für eine Gefahr, daß die Banken und die Presse Amerikas zum größten Teil in jüdischen Händen sind, und würde es sicher für gleich verderblich halten, wenn derart lebenswichtige Institutionen ausschließlich von irgendeiner politischen Clique kontrolliert würden.

Fords Memoiren sind nicht das Werk eines wissenschaftlichen Denkers; sie sind auch kein Lehrbuch des kaufmännischen und industriellen Erfolges. Ford ist auch alles andre eher als ein Literat. In der ganzen etwas saloppen Art, in der er seine Erinnerungen niederschreibt, verrät sich der seif – made – man, der Autodidakt. Aber aus jeder Zeile spricht der originelle, urwüchsige Denker, der unbeirrt um alle Tradition doch mit erstaunlicher Zielsicherheit seine eignen Wege schreitet. Vor allem jedoch ist sein Werk von einem idealistischen Geist getragen, der, im Sonderfall vielleicht rücksichtslos, immer das große Ziel der Menschheit im Auge behält. Die Ideen, die Ford in seinen Betrieben bereits zum großen Teil zur lebendigen Tat gestaltet hat, berühren sich übrigens eng mit Grundsätzen, die der große deutsche Industrielle Walther Rathenau in Wort und Schrift vertreten hat.

Gerade die deutsche Industrie kann in diesen Tagen harten Ringens um ihre Weltgeltung aus der Art lernen, wie Ford kaufmännisch rechnet und organisiert, wie in seinen Fabriken jeder Handgriff genau ausgedacht, ja jeder Schritt des Arbeiters berechnet wird, um auch die geringste Energie- und damit Geldverschwendung zu vermeiden.

VIII

Deutschland ist heute ein armes Land und kann sich keine Verschwendung leisten. Und doch zeigt ein Vergleich der Arbeitsmethoden in den Fordschen Fabriken mit denen in zahlreichen, und selbst den größten deutschen Unternehmen klar, was in dieser Hinsicht bei uns noch zu verbessern ist. Natürlich darf man nicht verkennen, daß die gegenwärtige innerpolitische Konstellation der Durchführung dieser Prinzipien bei uns große Hindernisse in den Weg legt. Schon der Name „Taylor-System“ wirkt auf weite Kreise als rotes Tuch. Auch Ford hatte anfangs starke Bedenken, es bei sich einzuführen. In der Praxis traten die erwarteten Schädigungen jedoch nicht ein, die Produktion wurde enorm gesteigert und verbilligt, und gerade den Arbeitern erwuchs, bei vernünftiger Anwendung, der größte Nutzen aus diesem System.

So sehr Ford für das Wohlergehen seiner Arbeiterschaft bedacht ist, so unbarmherzig geht er gegen jede Zeit- und Kraftverschwendung vor. Gibt ein Fordarbeiter nicht sein Bestes, droht ihm unfehlbar sofortige Entlassung. Tut er allerdings seine Pflicht, fühlt er sich als verantwortliches Mitglied eines lebenden Organismus, so bleiben ihm nicht nur alle pekuniären Sorgen fern, er kann sich auch für seinen Lebensabend Sicherheit schaffen. Bei uns bestimmt heute noch der mittelmäßige Arbeiter die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens, und selbst der Entlassung eines Minderwertigen steht der Betriebsrat oft hindernd im Wege. Das ist für ein verarmtes Land ein unmögliches Verfahren, und die deutsche Arbeiterschaft ist viel zu aufgeklärt, um nicht selbst eine Änderung zu erstreben. Natürlich muß der Arbeiter wissen, wofür er seine Kräfte einsetzt und sich nicht als Ausgebeuteter fühlen.

Das ist die bedeutsame Lehre, die Fords Werk verkündet. Wenn das Buch in diesem Sinne bei uns Wirkung übt, hat es seinen Zweck erfüllt.

Bichl, im Oktober 1923   Gurt Thesing

1

 

 

 

EINLEITUNG

 

MEIN LEITGEDANKE

 

 

Die Entwicklung unseres Landes hat erst begonnen — trotz allen Geredes über unsern erstaunlichen Fortschritt haben wir bisher doch kaum die Oberfläche geritzt. Der Fortschritt war trotzdem wunderbar genug. Wenn wir jedoch das Geleistete mit dem vergleichen, was noch zu tun bleibt, dann versinken unsere bisherigen Erfolge in ein Nichts. Bedenkt man, daß nur zum Umpflügen des Bodens mehr Kraft verbraucht wird als in allen industriellen Unternehmungen des Landes zusammengenommen, so bekommt man eine Ahnung, welche Möglichkeiten noch vor uns liegen. Und gerade jetzt, da so viel Länder der Welt einen Gärungsprozeß durchmachen, jetzt, bei der überall herrschenden Unruhe, scheint der Augenblick gekommen, etwas von dem vorzuschlagen, was noch getan werden muß im Lichte dessen, was bereits geleistet ist.

Wenn jemand von der wachsenden Macht der Maschine und der Industrie spricht, entsteht leicht vor uns das Bild einer kalten, metallischen Welt, in der die Bäume, die Blumen, die Vögel, die Wiesen von großen Fabriken verdrängt sind, einer Welt, die aus eisernen und menschlichen Maschinen besteht. Eine solche Vorstellung teile ich nicht. Ich glaube vielmehr, daß, wenn wir die Maschinen und ihren Gebrauch nicht besser verstehen, wenn wir die mechanische Seile des Lebens nicht besser begreifen lernen, wir auch gar nicht Zeit finden können, uns an den Bäumen und an den Vögeln, an den Blumen und an den Wiesen zu erfreuen.

2

Ich meine, wir haben schon allzuviel getan, die Annehmlichkeiten des Lebens durch den Glauben zu verscheuchen, es bestehe ein Gegensatz zwischen Leben und der Erzeugung der Mittel zum Leben. Wir verschwenden so viel Zeit und Energie, daß wir nur wenig übrig behalten, um uns zu freuen. Kraft und Maschine, Geld und Güter sind nur insofern nützlich, als sie zur Lebensfreiheit beitragen. Sie sind lediglich Mittel zu einem Zweck. Ich zum Beispiel betrachte die Maschinen, die meinen Namen tragen, nicht als bloße Maschinen. Wären sie das, so würde ich etwas anderes unternehmen. Für mich sind sie der konkrete Beweis einer Geschäftstheorie, die, wie ich hoffe, mehr als eine Geschäftstheorie ist, — nämlich eine Theorie, die darauf abzielt, diese Welt zu einem erfreulichen Tummelplatz des Lebens zu machen. Die Tatsache, daß der geschäftliche Erfolg der Ford-Automobil-Gesellschaft ein so ungewöhnlicher war, ist nur wichtig, weil sie in nicht mißzuverstehender Art zeigt, wie richtig meine Theorie bis jetzt war. Nur unter dieser Voraussetzung vermag ich die herrschenden Produktionsmethoden, das Geldwesen und die Gesellschaft vom Standpunkt eines Mannes zu beurteilen, der von ihnen nicht geschlagen wurde.

Verfolgte ich nur selbstische Zwecke, ich hätte es nicht nötig, eine Änderung der heute bestehenden Einrichtungen anzustreben. Suchte ich nur den Gelderwerb, das gegenwärtige System wäre ausgezeichnet; es wirft mir Geld in Fülle ab. Aber ich denke an die Pflicht des Dienens. Das gegenwärtige System gestattet nicht die höchste Dienstleistung, da es jede Art von Verschwendung fördert, — denn vielen Menschen enthält es den Ertrag ihrer Leistung vor. Es ist richtungslos. Alles ist eine Frage größerer Plan- und Zweckmäßigkeit.

3

Ich will nichts gegen die allgemeine Neigung sagen, neue Ideen zu bespötteln. Es ist besser, allen neuen Ideen mit Skepsis zu begegnen und Beweise für ihre Richtigkeit zu verlangen, als jeder neuen Idee in einem ständigen Wirbel der Gedanken nachzujagen. Skepsis, wenn sie der Vorsicht entspringt, ist der Kompaß der Zivilisation. Die meisten gegenwärtigen akuten Wirrnisse der Welt entstehen aus dem Verfolgen neuer Ideen ohne vorhergehende sorgfältige Prüfung, ob diese Ideen auch gut sind. Eine Idee ist nicht unbedingt gut, weil sie alt ist, oder schlecht, weil sie neu ist; hat sich aber eine alte Idee bewährt, so spricht das Gewicht dieses Beweises sehr zu ihren Gunsten. An sich sind Ideen überaus wertvoll, aber eine Idee ist immerhin nur eine Idee. Worauf es ankommt, ist, sie in ein praktisches Produkt umzuwandeln.

Mir liegt vor allem daran, klar zu beweisen, daß die von uns angewandten Ideen überall durchführbar sind — daß sie nichts speziell mit Automobilen oder Schleppern zu tun haben, sondern daß sie gleichsam zu einem allgemeinen Kodex gehören. Ich bin fest überzeugt, daß dieser Kodex der natürliche ist, und ich möchte dies so einwandfrei beweisen, daß unsere Ideen nicht als neue Ideen, sondern als ein natürlicher Kodex akzeptiert werden müssen.

Es ist natürlich zu arbeiten und anzuerkennen, daß Glück und Wohlstand sich nur durch ehrliche Arbeit gewinnen lassen. Die menschliche Misere entspringt zum großen Teil dem Versuch, aus dieser natürlichen Bahn auszubrechen. Ich habe nichts zu bieten, was über die rückhaltlose Anerkennung dieses Naturprinzips hinausgeht. Ich gehe von der Voraussetzung aus, daß wir arbeiten müssen. Unsere bisherigen Fortschritte sind nur das Resultat einer gewissen logischen Erkenntnis, daß, da wir nun einmal arbeiten müssen, es besser ist, intelligent und vorausschauend zu arbeiten; daß es uns um so besser geht, je besser wir arbeiten.

Das schreibt uns, meiner Meinung nach, der elementare, gesunde Menschenverstand vor.

4

Ich bin kein Reformator. Ich finde, daß man den Versuchen, die Welt zu reformieren und den Weltverbesserern viel zu viel Beachtung schenkt. Es gibt zweierlei Arten von Weltverbesserern. Beide sind vom Übel. Der Mann, der sich einen Reformator nennt, sinnt auf Zerstörung. Er gehört zu denen, die am liebsten das ganze Hemd zerreißen möchten, nur weil der Kragenknopf nicht in das Knopfloch paßt. Das Knopfloch zu vergrößern, fällt ihnen nicht ein. Diese Art von Reformatoren weiß niemals, was sie tut. Erfahrung und Reform gehen nicht Hand in Hand. Ein Reformator ist außerstande, seinen Eifer angesichts von Tatsachen in der nötigen Weißglut zu erhalten. Er ist gezwungen, Tatsachen zu ignorieren.

Seit 1914 haben viele Menschen eine nagelneue intellektuelle Ausrüstung erhalten. Manche fangen zum erstenmal in ihrem Leben an zu denken. Sie haben die Augen aufgemacht und erkannt, daß sie auf der Welt sind. Dann, mit einem Schauder angenehmer Überraschung, erkannten sie, daß sie die Welt kritisch betrachten konnten. Das taten sie denn auch, und sie fanden vieles an ihr auszusetzen. Das berauschende Gefühl, das mit der überlegenen Stellung eines Kritikers unserer Gesellschaftsordnung verbunden ist — einer Stellung, zu der ein jeder sich aufzuschwingen das Recht hat — wirft den Menschen anfänglich leicht aus dem Gleichgewicht. Jeder sehr junge Kritiker ist stark aus dem Gleichgewicht gebracht, er möchte am liebsten die alte Ordnung auslöschen und eine neue gründen. In Rußland ist es talsächlich gelungen, eine neue Welt zu schaffen. Dort ist der Platz, wo die Weltverbesserer ihre Studien machen sollten. Das Beispiel Rußlands lehrt uns, daß der Entschluß zu destruktivem Handeln von der Minorität und nicht von der Majorität ausgeht. Es leint uns gleichfalls, daß die Menschen zwar imstande sind, soziale Gesetze zu erlassen, die den Gesetzen der Natur widersprechen, daß die Natur jedoch noch erbarmungsloser als der Zar hiergegen ihr Velo einlegt.

5

Die Natur hat gegen die gesamte Sowjetrepublik ihr Veto eingelegt, weil diese die Natur zu verneinen suchte. \or allem verneinte sie das Hecht der Menschen an den Früchten ihrer Arbeit. Einige erklären: „In Rußland muß erst wieder gearbeitet werden!“ Das trifft jedoch den Nagel nicht auf den Kopf. In Wahrheit ist das arme Rußland längst wieder an der Arbeit, nur trägt ihm die dortige Arbeit nichts ein. Sie ist keine freie Arbeit. In den Vereinigten Staaten arbeitet der Arbeiter acht Stunden den Tag; in Rußland zwölf oder vierzehn Stunden. Will ein Arbeiter in den Vereinigten Staaten sich einen freien Tag machen und kann er es sich leisten, so hindert ihn niemand daran. In Rußland, unter dem Sowjetregime, muß er arbeiten, ob er will oder nicht. Die bürgerliche Freiheit ist von der Disziplin einer gefängnisgleichen Monotonie erstickt, die keinerlei Unterschiede kennt. Das ist Sklaverei. Freiheit ist das Recht, eine angemessene Zeit zu arbeiten, dafür einen angemessenen Lebensunterhalt zu erhalten und sich die persönlichen Kleinigkeiten des Lebens nach Belieben einrichten zu können. Die Summe dieser Kleinigkeiten macht zusammen mit noch vielen anderen Faktoren den großen idealistischen Begriff der Freiheit aus. Die untergeordneten Erscheinungen der Freiheit sind es, die uns allen das Leben des Alltags erleichtern.

Rußland konnte ohne Intelligenz und Erfahrung nicht weiter kommen. Sobald die Räte die Leitung der russischen Fabriken in die Hand nahmen, ging alles dem Ruin und Verderben entgegen; die Diskussion gewann die Oberhand über die Produktion. Als die Räte die gelernten und tüchtigen Leute hinauswarfen, mußten Tausende von Tonnen kostbaren Materials verderben. Die Fanatiker schwatzten das Volk in die Hungersnot hinein. Heute bieten die Sowjets den Ingenieuren, Verwaltungsbeamten, Werkführern und Aufsehern, die sie anfänglich zum Teufel jagten, große Summen Geldes für ihre Rückkehr. Der Bolschewismus schreit heute nach der Intelligenz und Erfahrung, die er gestern noch erbarmungslos verfolgte.

6

Alles, was die „Roform“ Rußland brachte, war eine Sperrung der Produktion, Auch hierzulande macht sich ein unheilvoller Einfluß bemerkbar, der sich zwischen die Männer, die mit der Hand arbeiten, und die, welche für diese Männer denken und Pläne machen, zu schieben sucht. Der gleiche Einfluß, der Intelligenz, Erfahrung und Können aus Rußland vertrieben hat, ist bei uns eifrig am Werk, Vorurteile zu züchten. Wir dürfen nicht dulden, daß fremde, haßerfüllte und zerstörende Elemente im Volke Zwietracht säen. Die Einigkeit ist die Wurzel amerikanischer Kraft und Freiheit.

Aber es gibt noch eine andere Art von Reformator, die sich indes niemals mit diesem Namen benennt und dem radikalen Reformator dennoch überraschend ähnlich ist. Der Radikale besitzt keinerlei Erfahrung und will sie auch nicht besitzen. Der andre besitzt zwar reichliche Erfahrung, macht von ihr jedoch keinen Gebrauch. Ich meine damit den Reaktionär, der einigermaßen überrascht sein dürfte, mit dem Bolschewisten in einen Topf geworfen zu werden. Der Reaktionär möchte zu früheren Verhältnissen zurückkehren, nicht weil sie besser waren, sondern weil er von ihnen etwas zu verstehen glaubt.

Die eine Partei will die ganze Welt in Trümmer legen, um eine bessere Welt zu schaffen. Die andere hält die Welt für so gut, daß sie sie unverändert weiterbestehen lassen möchte — um zu verfaulen. Diese Vorstellung entspringt, ebenso wie die erstere, einem Nichtgebrauch der Augen. Es ist natürlich durchaus möglich, diese Welt zu zertrümmern, es ist aber unmöglich, eine neue zu errichten. Ebenso kann man verhindern, daß die Welt vorwärts schreitet, aber man kann nicht verhindern, — daß sie sich rückentwickelt — das heißt, in Zerfall gerät. Die Hoffnung, daß jeder durch einen radikalen Umsturz drei volle Mahlzeiten den Tag gewinnen wird, oder daß sich durch eine vollständige Versteinerung sechs Prozent Zinsen erzielen lassen, ist wirk lieh töricht. Das Schlimme ist, daß sowohl die Wehverbesserer wie die Reaktionäre sich vollständig von der Wirklichkeit, von den primitiven Voraussetzungen, entfernen.

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Eine der ersten Regeln der Vorsicht mahnt uns, sehr auf der Hut zu sein, um nicht reaktionäre Handlungen mit den Schritten der Vernunft zu verwechseln. Wir haben jetzt eine Periode von Feuerwerk jeglicher Art durchgemacht und sind mit Landkarten und Plänen zu idealistischem Fortschritt überschüttet worden. Weiter sind wir dadurch nicht gekommen. Das Ganze glich einer Versammlung, keinem Weitermarsch. Man bekam die schönsten Sachen zu hören; zu Hause angekommen, entdeckte man aber, daß inzwischen das Feuer ausgegangen war. Reaktionäre pflegen sich häufig den auf eine solche Periode folgenden Rückschlag zu Nutze zu machen, und auf die ,,guten alten Zeiten“ hinzuweisen — die zumeist aus den bösen, alten Mißbräuchen bestanden — und da ihnen jeder Weitblick und jede Phantasie fehlen, gelten sie mitunter für sogenannte ,,praktische Leute“. Ihre Rückkehr zur Macht wird häufig als die Rückkehr zur Vernunft gefeiert.

Die primitiven Funktionen sind Ackerbau, Industrie und Transportwesen. Ein Gemeinschaftsleben ist ohne diese Dinge nicht denkbar. Sie bilden den Zusammenhalt der Welt. Der Anbau, die Herstellung und das Verdienen von Gebrauchsgegenständen sind so primitiv wie die menschlichen Bedürfnisse, und dennoch so modern wie nur irgend etwas. Sie sind die Quintessenz des physischen Lebens. Gehen sie zugrunde, so hört auch das Gemeinschaftsleben auf. Zwar sind viele Dinge unter unserem gegenwärtigen System aus den Fugen gerissen, aber solange die Grundlagen unerschüttert sind, dürfen wir auf Besserung hoffen. Der furchtbare Irrtum liegt darin, daß man die Grundlagen ändern, in der Entwickelung der Gesellschaft die Rolle des Schicksals spielen zu können glaubt. Die Grundlagen der Gesellschaft setzen sich aus den Menschen und Mitteln zusammen, die zum Anbau, zur Herstellung und zum Transport der Gebrauchsgegenstände erforderlich sind.

8

Solange Ackerbau, Industrie und Transportwesen bestehen bleiben, wird die Welt jede wirtschaftliche und soziale Umwälzung überdauern. Und wir dienen der Welt, indem wir unsere Arbeit tun.

Arbeit gibt es in Hülle und Fülle. Geschäfte bedeuten nichts als Arbeit. Die Spekulation in bereits produzierten Dingen hat dagegen nichts mit Geschäften zu tun — sie bedeutet nicht mehr und nicht weniger als eine angesehenere Form von Diebstahl, die sich indes durch die Gesetze nicht aus der Welt schaffen läßt. Durch die Gesetzgebung läßt sich überhaupt sehr wenig erreichen: sie ist niemals konstruktiv. Sie vermag über die Rolle einer Polizeimacht nicht hinauszugehen, und darum ist es Zeitverschwendung, von unseren behördlichen Instanzen in Washington oder in den staatlichen Hauptstädten zu erwarten, daß sie tun, wozu die Gesetzgebung nicht imstande ist. Solange wir uns auf die Gesetzgebung verlassen, daß sie die Armut kuriert und Vorrechte aus der Welt schafft, werden wir die Armut wachsen und die Vorrechte sich vermehren sehen. Wir haben uns lange genug auf Washington verlassen und haben von den Gesetzgebern übergenug — immerhin machen sie sich hierzulande noch nicht so breit wie in anderen Ländern — aber sie schreiben den Gesetzen eine Kraft zu, die ihnen nicht inne wohnt.

Hat man ein Land — wie zum Beispiel das unsrige — erst einmal zu der Überzeugung gebracht, daß Washington eine Art Himmel darstellt, hinter dessen Wolken die Allmacht und Allweisheit thront, so erzieht man das betreffende Land zu einer Abhängigkeit, die für die Zukunft nichts Gutes verheißt. Die Hilfe kommt nicht von Washington, sondern von uns selbst; dagegen sind wir unsererseits vielleicht imstande, Washington zu helfen, als einer Art Zentralstelle, die alle Früchte unsrer Bemühungen ein heimst und sie zum allgemeinen Nutzen verwendet. Wirkönnen der Regierung helfen, nicht aber die Regierung uns.

9

Das Schlagwort: ,,Weniger Regierungsgeist im Geschäftsleben und mehr Geschäftsgeist in der Regierung“ ist sehr gut, nicht nur weil es den Geschäften und der Regierung, sondern weil es dem Volke zugute kommt. Die Vereinigten Staaten wurden nicht aus Geschäftsgründen konstituiert. Die Unabhängigkeitserklärung ist keine Geschäftsurkunde und die Verfassung der Vereinigten Staaten kein Handelskatalog. Die Vereinigten Staaten — Land, Regierung und Wirtschaftsleben — sind nur Mittel, um das Leben des Volkes lebenswert zu machen. Die Regierung ist nur seine Dienerin und sollte nie etwas anderes sein. Sowie das Volk anfängt, ein Anhängsel der Regierung zu sein, tritt das Gesetz der Vergeltung in Kraft, denn ein solches Verhältnis ist unnatürlich, unmoralisch und unmenschlich. Wir können ohne Geschäfte und ohne Regierung nicht leben. Beide sind in ihrer dienenden Rolle so unentbehrlich wie Wasser oder Getreide; als Herrscher jedoch verstoßen sie gegen die natürliche Ordnung.

Die Sorge für die Wohlfahrt des Landes liegt jedem einzelnen von uns ob. Nur so ruht sie in richtigen und sicheren Händen. Versprechungen sind für die Regierung unentgeltlich, aber sie vermag sie nicht einzulösen. Die Regierungen vermögen zwar mit Valuten zu jonglieren, wie sie das in Europa getan haben (und wie die Finanziers es heute noch in der ganzen Welt tun und tun werden, solange der Profit davor» in ihre eigenen Taschen wandert) ; und es wird viel feierlicher Unsinn dabei geschwätzt. Dagegen vermag nur Arbeit, Arbeit ganz allein, Güter zu schaffen — im Grunde seines Herzens weiß das jedermann.

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Daß ein intelligentes Volk wie das unsrige die fundamentalen Prozesse des Wirtschaftslebens untergraben wird, ist höchst unwahrscheinlich. Die meisten Menschen wissen, daß umsonst nichts zu haben ist. Die meisten Menschen fühlen instinktiv — selbst wenn sie es nicht wissen — daß das Geld nicht Reichtum ist. Die landläufigen Theorien, die allen alles versprechen, ohne etwas dafür zu verlangen, werden von dem Instinkt des gemeinen Mannes sofort verneint, selbst wenn er die Gründe hierfür verstandesmäßig nicht anzugeben vermag. Er weiß, daß sie falsch sind, und das genügt. Die gegenwärtige Ordnung hat, trotz ihrer Schwerfälligkeit, ihrer häufigen Mißgriffe und ihrer mannigfachen Unvollkommenheiten jeder anderen gegenüber den Vorteil, daß sie funktioniert. Zweifellos wird auch unsere Ordnung allmählich in eine neue Ordnung übergehen, und die neue Ordnung wird gleichfalls funktionieren — weniger jedoch um ihrer selbst als um dessentwillen, was die Menschen in sie hineintragen werden. Der Grund, weshalb der Bolschewismus nicht funktionierte und nicht funktionieren kann, ist kein wirtschaftlicher. Es ist gleichgültig, ob die Leitung der Industrie in den Händen von Privatpersonen oder der Gesellschaft sich befindet; es ist ganz gleichgültig, ob die Anteile der Arbeiter ,, Löhne“ oder ,, Dividenden“ genannt werden; und ebenso gleichgültig ist es, ob das Volk hinsichtlich Essen, Kleidung und Wohnung reglementiert wird, oder ob es nach Belieben essen, sich kleiden und wohnen darf. Das sind alles nur Detailfragen. Die Unfähigkeit der bolschewistischen Führer wird gekennzeichnet durch den Lärm, den sie wegen derartiger Detailfragen machen. Der Bolschewismus scheiterte, weil er sowohl unmoralisch wie unnatürlich ist. Unser System dagegen steht unerschütterlich, Ist es falsch? Natürlich ist es falsch, in tausend Dingen! Ist es schwerfällig? Auch das! Von Rechtsund Vernunftswegen müßte es längst zusammengebrochen sein. Aber es bricht nicht zusammen — weil es gewisse grundlegende Prinzipien der Wirtschaft und Moral in sich birgt.

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Das wirtschaftliche Grundprinzip ist die Arbeit. Die Arbeit ist das menschliche Element, das sich die fruchttragenden Gezeiten der Erde zu Nutze macht. Menschliche Arbeit hat die Erntezeit zu dem gemacht, was sie heute ist. Das ökonomische Grundprinzip lautet: Jeder einzelne von uns arbeitet mit einem Material, das wir selbst weder erschaffen haben, noch erschaffen konnten, sondern, das uns von der Natur geschenkt wurde.

Das moralische Grundprinzip ist das Recht des Menschen auf seine Arbeit. Dieses Recht gelangt auf verschiedene Art zum Ausdruck. Mitunter wird es das „Besitzrecht“ genannt. Dann wieder ist es in die Form des Gebotes ,,Du sollst nicht stehlen“ gekleidet. Unseres Mitmenschen Recht auf seinen Besitz stempelt den Diebstahl zum Verbrechen. Hat der Mensch sich sein Brot verdient, so hat er auch ein Anrecht darauf. Wenn ein anderer ihm dieses Brot stiehlt, so stiehlt er ihm mehr als Brot, er stiehlt ihm sein geheiligtes Menschenrecht.

Können wir nicht produzieren, so können wir auch nicht besitzen — einige aber behaupten, wir produzierten nur für die Kapitalisten. Kapitalisten, die durch die Beschaffung besserer Produktionsmittel zu Kapitalisten geworden sind, gehören gleichfalls zu den Grundlagen der Gesellschaft. In Wahrheit nennen sie gar keinen Besitz ihr eigen. Sie verwalten nur Besitz zum Wohle der anderen. Kapitalisten, die durch den Handel mit Geld zu Kapitalisten geworden sind, sind ein temporäres, unentbehrliches Übel. Sie brauchen sogar gar kein Übel zu sein, wenn ihr Geld wieder der Produktion zufließt. Wird ihr Geld dagegen dazu verwandt, die Verteilung zu erschweren, Schranken zwischen dem Konsumenten und dem Produzenten zu errichten — dann sind sie in der Tat Schädlinge, deren Existenz aufhören wird, sobald das Geld sich den Arbeitsverhältnissen besser angepaßt hat, und dieser Fall wird eintreten, wenn alle zu der Erkenntnis gekommen sind, daß Arbeit, Arbeit ganz allein den sicheren Weg zu Gesundheit, Reichtum und Glück weist.

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Es liegt kein Grund vor, weswegen ein Mann, der gerne arbeiten möchte, außerstande sein sollte zu arbeiten und den vollen Gegenwert für seine Arbeit zu erhalten. Ebenso ist kein Grund vorhanden, weshalb ein Mann, der zwar arbeiten kann, aber nicht arbeiten will, nicht gleichfalls den vollen Gegenwert seiner Leistungen erhalten sollte. Unter allen Umständen sollte es ihm gestattet sein, das Äquivalent dessen, was er an die Allgemeinheit entrichtet hat, wieder von der Allgemeinheit zu entnehmen. Hat er nichts an die Allgemeinheit entrichtet, so hat er von ihr auch nichts zu fordern. Die Freiheit zu verhungern, bleibe ihm unbenommen. Mit der Behauptung, daß jeder mehr haben müßte als er eigentlich verdient — nur weil einige mehr erhalten, als ihnen von Rechts wegen zukommt — kommen wir nicht weiter.

Man kann keine törichtere Behauptung aufstellen und der Menschheit keinen schlechteren Dienst leisten, als darauf zu bestehen, daß alle Menschen gleich sind. Die Menschen sind sich ganz entschieden nicht alle gleich, und der mißverstandene demokratische Glaube, der alle Menschen einander gleich zu machen strebt, dient nur dazu, den Fortschritt zu hemmen. Die Menschen können nicht alle die gleichen Dienste leisten. Die Begabteren sind weniger zahlreich als die Durchschnittsbegabten; zwar sind die Kleineren imstande, die Größeren nieder zu hallen — aber sie bringen sich dabei selbst herunter. Die Größeren sind es, aus deren Reihen die Führer hervorgehen, und die es den Kleineren ermöglichen, mit geringerer Anstrengung zu leben.

Die demokratische Weltanschauung, die auf eine Nivellierung des Könnens abzielt, redet nur der Verschwendung das Wort. In der Natur gibt es keine zwei Dinge, die sich ganz genau gleichen. Wir bauen unsere Wagen durchweg mit auswechselbaren Teilen. Sämtliche Teile sind sich so ähulich als chemische Analyse, die feinsten Maschinen und die feinste Arbeit sie mir irgend zu machen vermögen.

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Ein Ausprobieren ist daher absolut nicht nölig. Wenn man zwei Fords nebeneinander sieht, die sich äußerlich so vollständig gleichen, daß keiner sie unterscheiden kann, und deren Teile alle so gleich gemacht sind, daß sie sich miteinander auswechseln lassen, so sollte man wirklich meinen, sie wären einander tatsächlich gleich. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Beim Fahren sind sie verschieden. Wir haben Leute, die Hunderte, ja mitunter sogar Tausende von Fordwagen gefahren haben, und die behaupten, daß keine zwei Wagen sich vollständig glichen; daß, wenn sie einen neuen Wagen eine Stunde oder noch weniger gefahren haben und man ihn unter eine Reihe von anderen Wagen steckte, die sie ebenfalls eine einzige Stunde lang unter den gleichen Verhältnissen gefahren hätten, sie die einzelnen Wagen dem Aussehen nach zwar nicht zu unterscheiden, beim Fahren jedoch sofort herauszufinden vermöchten.

Bisher habe ich von Dingen im allgemeinen geredet; wir wollen nun zu konkreten Beispielen übergehen. Jedermann sollte so gestellt sein, daß sein Lebensstandard in einem angemessenen Verhältnis zu den Diensten steht, die er der Allgemeinheit leistet. Es ist jetzt an der Zeit, uns hierüber einmal zu unterhalten, da wir soeben eine Periode durchgemacht haben, in der die Dienstleistung bei den meisten Menschen an letzter Stelle stand. Wir waren auf dem besten Wege, einen Zustand zu erreichen, in dem niemand mehr nach den Kosten oder der Dienstleistung fragte. Die Orders liefen von selber ein. Während früher der Kunde den Verkäufer mit seinen Aufträgen beehrte, hatten die Verhältnisse sich so geändert, daß der Verkäufer dem Kunden eine Ehre erwies, wenn er seine Aufträge’ erfüllte. Das ist für das Geschäftsleben vom Übel. Jedes Monopol ist wie jede Profitjägerei vom Übel. Das Fehlen der Notwendigkeit, sich anzustrengen, ist für das Geschäftsleben stets schädlich. Das Geschäftsleben ist niemals so gesund, als wenn es sich, dem Huhne gleich, einen gewissen Teil seiner Nahrung zusammenkratzen muß.

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Die Dinge waren ihm zu leicht gemacht. Der Grundsatz, daß zwischen Wert und Gegenwert ein bestimmtes, reelles Verhältnis bestehen muß, war ins Wanken geraten. Man hatte es nicht mehr nötig, das Publikum zufrieden zu stellen. In gewissen Kreisen herrschte sogar eine Art Neigung, das Publikum zum Teufel zu jagen. Manche Leute bezeichneten diesen Zustand zwar als ein „Aufblühen der Geschäfte“. Er bedeutete aber durchaus kein Aufblühen, sondern einfach eine überflüssige Jagd nach Geld, die nichts mit Geschäften zu tun hatte.

Wenn man sein Ziel nicht ständig im Auge behält, ist es sehr leicht, sich mit Geld zu belasten und dann über dem Bemühen, noch mehr Geld zu verdienen, gänzlich zu vergessen, das Publikum mit dem zu versorgen, was es wirklich haben will. Das Geschäftemachen auf der Basis des reinen Geldverdienens ist eine höchst unsichere Sache. Es ist eine Art Hasardspiel, das nur unregelmäßig funktioniert und sich selten über eine längere Zeit von Jahren aufrecht erhalten läßt. Aufgabe des Geschäftslebens ist es, für den Konsum, nicht aber für den Profit oder die Spekulation zu produzieren. Die Produktion für den Konsum bedingt, daß die Qualität des Produktionsartikels gut und der Preis gering sei — daß der betreffende Artikel dem Volke und nicht allein dem Produzenten diene. Wenn die Geldfrage aus einer falschen Perspektive betrachtet wird, so wird auch die Produktion gefälscht, um dem Produzenten zu dienen.

Das Wohlergehen des Produzenten hängt letzten Endes auch von den Diensten ab, die er dem Volke leistet. Eine Welle mag er ganz gut dabei fahren, wenn er nur sich selber dient. Das ist jedoch nicht von Dauer.

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Hat das Volk erst einmal erkannt, daß der Produzent ihm nicht dient, so ist dessen Ende in Sicht: Während der Kriegshausse waren die Produzenten in der Hauptsache bemüht, sich sell)st zu dienen: sobald dem Volke die Augen darüber aufgingen, war es daher auch mit vielen von ihnen zu Ende. Diese Leute behaupteten, sie wären in eine ,, Periode der Depression“ hineingeraten. Das war aber nicht der Fall. Sie hatten sich einfach bemüht, den Unsinn gegen die Vernunft ins Feld zu führen, ein Versuch, der niemals glücken kann. Die Gier nach Geld ist das sicherste Mittel, nicht zu Gelde zu kommen. Leistet man aber um der Dienstleistung, um der Befriedigung willen, die das Bewußtsein des Rechttuns gewährt, gute Dienste, so stellt sich das Geld schon ganz von selbst in Fülle ein.

Das Geld folgt ganz natürlich aus der Dienstleistung. Geld zu haben ist eine absolute Notwendigkeit. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, daß der Zweck des Geldes nicht Müßiggang, sondern eine Vermehrung der Gelegenheit zur Dienstleistung ist. Für mein Gefühl gibt es nichts Abscheulicheres als ein müßiges Leben. Keiner von uns hat ein Recht darauf. Die Zivilisation hat keinen Platz für den Müßiggänger. Alle Pläne, die auf eine Abschaffung des Geldes zielen, dienen lediglich dazu, die ganze Frage noch mehr zu komplizieren, da wir ohne Wertmesser nicht auskommen können. Allerdings läßt sich stark bezweifeln, ob unser gegenwärtiges Geldsystem eine befriedigende Austauschbasis bietet. Das ist eine Frage, auf die ich in einem späteren Kapitel näher eingehen werde. Mein Haupteinwand gegen unser heutiges Geldsystem ist, daß es häufig so gehandhabt wird, als wäre es um seiner selbst willen da. So hemmt es vielfach die Produktion, anstatt sie zu fördern.

Mein Ziel ist Einfachheit. Im allgemeinen besitzen die Menschen so wenig, und die bloßen Lebensnotwendigkeiten kosten an sich schon so viel (von dem Luxus ganz zu schweigen, auf den jeder, meiner Meinung nach, bis zu einem gewissen Grade ein Anrecht hat), weil fast alles, was wir produzieren, viel komplizierter als notwendig ist.

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Unsere Kleidung, unsere Nahrung, unsere Wohnungseinrichtung, alles köinile viel einfacher und zugleich schöner sein. Das hat seinen Grund darin, dalj alle diese Dinge in der Vergangenheit auf eine bestimmte Weise hergestellt wurden, und die heutigen Fabrikanten folgen der ausgetretenen Bahn.

Damit will ich nicht sagen, daß wir in das andere Extrem verfallen sollen. Dazu besteht absolut keine Notwendigkeit. Unsere Kleidung braucht nicht aus einem Sack mit einem Loch als Öffnung zu bestehen. Sie wäre dann zwar leicht herzustellen, aber durchaus nicht praktisch. Eine Decke ist kein Meisterwerk der Schneiderkunst, aber keiner von uns würde wohl sonderlich viel Arbeit leisten können, wenn wir alle nach Indianerart in Decken gehüllt einherspazierten. Die echte Einfachheit ist zugleich mit dem Sinn für das Praktische und Zweckmäßige verbunden. Der Fehler aller drastischen Reformen besteht darin, daß sie den Menschen umändern wollen, um ihn bestimmten Artikeln anzupassen. Ich glaube, die Versuche, eine Reformkleidung für Frauen herzustellen, gehen stets von häßlichen Frauen aus, die alle andern Frauen gleichfalls zu verhäßlichen wünschen. Das heißt den ganzen Vorgang auf den Kopf stellen. Man nehme einen passenden, bewährten Artikel und suche dann alles Überflüssige zu eliminieren. Das gilt vor allem — von Schuhen, Kleidern, Häusern, Maschinen, Eisenbahnen, Dampfschiffen, Flugzeugen. Indem wir die überflüssigen Teile abbauen und die notwendigen vereinfachen, bauen wir zugleich die Herstellungskosten ab. Das ist einfache Logik. Seltsamerweise beginnt der Umwandlungsprozeß jedoch im allgemeinen mit einer Verbilligung der Herstellung, statt mit einer Vereinfachung des Artikels. Wir müssen von dem Artikel selbst ausgehen. Vor allem gilt es, zu untersuchen, ob er auch wirklich so gut gemacht ist, wie er sein sollte — leistet er die denkbar besten Dienste? Dann — ist das dazu verwandte Material auch das denkbar beste oder nur das teuerste? Und schließlich — läßt er sich in der Konstruktion vereinfachen und im Gewicht vermindern? Und so weiter.

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Überflüssiges Gewicht an einem Artikel ist ebenso zwecklos wie die Kokarde an eines Kutschers Hut, ja womöglich noch zweckloser. Denn die Kokarde kann schließlich als Erkennungszeichen dienen, während das überflüssige Gewicht lediglich eine Kraftverschwendung bedeutet. Mir ist es rätselhaft, worauf sich die Verwechslung von Gewicht und Kraft gründet. Gewicht ist ganz schön an einer Ramme, warum jedoch ein schweres Gewicht bewegen, wenn man nichts damit treffen will? Warum eine Maschine zu Transportzwecken mit Extragewicht belasten? Warum nicht das überflüssige Gewicht lieber auf die Last drauf schlagen, die die Maschine zu transportieren hat? Dicke Leute können nicht so schnell laufen wie magere, trotzdem bauen wir die meisten unserer Transportvehikel so schwer, als vermehrten totes Gewicht und Umfang die Geschwindigkeit! Die Armut entspringt zum großen Teil aus dem Schleppen toter Gewichte.

Wir werden in der Eliminierung von Gewicht noch große Fortschritte machen, zum Beispiel bei Hölzern. Holz ist für gewisse Zwecke das beste Material, obwohl es sehr verschwenderisch ist. Das Holz in einem Fordwagen enthält etwa i4 Kilogramm Wasser. Sicherlich läßt sich das verbessern. Es muß irgendeine Methode geben, mit der sich die gleiche Festigkeit und Elastizität ohne das überflüssige Gewicht erzielen läßt. Und so ist es mit tausend Dingen.

Der Landmann macht sich sein Tagewerk zu schwer. Ich glaube, daß der Durchschnittsfarmer nur etwa 5 Prozent seiner Energie auf wirklich nutzbringende Arbeit verwendet. Eine Fabrik, die nach Art einer Durchschnittsfarm eingerichtet würde, wäre von Menschen überfüllt. Die schlechteste Fabrik in Europa ist kaum so schlecht eingerichtet wie eine mittlere Bauernscheune. Mechanische Kraft und Strom finden so gut wie gar keine Verwendung.

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Es wird nicht nur alles mit der Hand verrichtet, in den meisten Fällen ist nicht einmal auf eine sinnreiche Anordnung Wert gelegt. Der Farmer klettert bei seinem Tagewerk wohl ein dutzendmal am Tage eine wacklige Leiter hinauf und hinab. Er wird sich jahrelang mit Wasserschleppen quälen, statt ein paar Meter Leitungsrohr zu legen. Gibt es einmal eine Extraarbeit, so hat er nur den einzigen Gedanken, Extraarbeitskräfte zu mieten. Geld in Verbesserungen hineinzustecken, hält er für Verschwendung. Darum sind die Agrarprodukte, selbst bei den niedrigsten Preisen doch immer noch viel zu teuer, und der Gewinn des Farmers unter den günstigsten Verhältnissen zu gering. Kraftvergeudung, Zeitvergeudung sind es, die die Preise hoch und den Gewinn niedrig halten.

Auf meiner eigenen Farm in Dearborn wird alles mit Maschinen verrichtet. Doch obwohl wir der Verschwendung an vielen Ecken und Enden einen Riegel vorgeschoben haben, sind wir immer noch weit von einer wirklich sparsamen Wirtschaft entfernt. Bisher ist es uns nicht möglich gewesen, der Frage ein fünf- oder zehnjähriges ununterbrochenes Studium zu widmen, um festzustellen, was in Wahrheit alles noch geschehen müßte. Es bleibt noch mehr zu tun, als getan worden ist. Trotzdem haben wir zu jeder Zeit — gleichgültig was der Marktwert der Farmprodukte betrug — erstklassige Gewinne erzielt. Wir sind auf meiner Farm eben keine Farmer, sondern Industrielle. Sowie der Farmer gelernt hat, sich als einen Industriellen zu betrachten, mit der ganzen Abscheu des Industriellen vor Verschwendung, sei es an Material oder an Arbeitskraft, werden auch die Farmprodukte so billig und die Gewinne so hoch werden, daß jeder genug zu essen haben und die Landwirtschaft zu den gewinnbringendsten und wenigst risikoreichen Beschäftigungen zählen wird.

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Mangelhafte Kenntnisse der eigentlichen Vorgänge und des wahren Wesens seines Berufes, sowie der besten Art seiner Verrichtung sind die Gründe, die die Beschäftigung des Landmannes unrentabel gestalten. Nichts kann indes rentabel sein, was nach Art der landwirtschaftlichen Betriebe geführt wird. Der Farmer vertraut auf das Glück und seine Vorfahren. Er weiß nichts von einer ökonomischen Produktion und nichts vom Verkauf. Ein Fabrikant, der nichts von ökonomischer Produktion noch* vom Verkaufe versteht, würde sich nicht lange halten können. Daß der Farmer sich halten konnte, beweist lediglich, wie wunderbar gewinnbringend die Landwirtschaft an sich ist.

Das Mittel, eine billige, umfangreiche Produktion in industriellen wie in landwirtschaftlichen Betrieben zu erzielen — und eine derartige Produktion bedeutet, daß jeder von allem genug hat — ist höchst einfach. Das Schlimme ist lediglich, daß eine allgemeine Tendenz besteht, selbst die einfachsten Angelegenheiten zu erschweren. Da sind zum Beispiel die sogenannten ,,Verbesserungen“.

Wenn von Verbesserungen die Rede ist, wird gewöhnlich eine Änderung des Produktes geplant. Ein ,,verbessertes“ Produkt ist eines, das eine Änderung erfahren hat. Meine Auffassung von ,,Verbesserungen“ ist jedoch eine ganz andere. Ich halte es für falsch, überhaupt mit einer Produktion zu beginnen, bis man nicht den Artikel selbst vervollkommnet hat. Das will natürlich nicht besagen, daß ein Produkt niemals verändert werden darf. Ich halte es nur für wirtschaftlicher, den Versuch einer Produktion erst dann zu unternehmen, wenn man sich über die Güte und die Brauchbarkeit von Entwurf und Material volle Gewißheit verschafft hat. Führt eine solche genaue Untersuchung zu keinem befriedigenden Resultat, so setze man seine Bemühungen ruhig fort, bis man das nötige Zutrauen gewonnen hat. Die Produktion muß von dem Artikel selbst ausgehen. Fabrik, Organisation, Vertrieb und Finanzpläne werden sich schon dem Artikel anpassen. Der Meißel der Geschäftsführung erhält dadurch scharfen Schliff, und zum Schluß wird man entdecken, daß man Zeit gespart hat.

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Eine Überstürzung der Produktion ohne vorherige Sicherung des Produktes bildet die unerkannte Ursache so mancher verunglückten Unternehmung, So viele Menschen scheinen zu glauben, daß es in der Hauptsache auf die Fabrikanlage, auf den Laden, auf den finanziellen Rückhalt oder auf die Geschäftsführung ankommt. Das, worauf es in erster Linie ankommt, ist das Produkt, und jede Überstürzung der Produktion, noch ehe der Plan zu dem Produkt vollendet ist, bedeutet nur Zeitverschwendung. Zwölf volle Jahre vergingen, bevor ich das mir in allen Dingen zusagende Modell T, das als der heutige Fordwagen bekannt ist, vollendet hatte. Wir machten gar nicht erst den Versuch zu einer eigentlichen Produktion, bevor wir nicht das eigentliche Produkt hatten, und dieses hat bisher keine wesentlichen Änderungen erfahren.

Wir machen fortgesetzt Versuche mit neuen Ideen. Wenn man in der Nähe von Dearborn spazieren fährt, wird man allen möglichen Modellen von Fordwagen begegnen. Das sind Experimentierwagen — keine neuen Modelle. Ich möchte an keiner guten Idee vorübergehen, weigere mich aber, rasch zu entscheiden, ob sie wirklich gut ist. Erscheint eine Idee als wirklich gut, oder erschließt sie auch nur neue Möglichkeiten, so bin ich dafür, sie nach jeder Richtung zu erproben. Aber dies Auf-die-Probe stellen ist noch himmelweit von einer Änderung entfernt. Während sich die meisten Fabrikanten eher zu einer Änderung des Produktes als ihrer Produktionsmethoden entschließen, verfolgen wir den gerade entgegengesetzten Weg.

An unseren Produktionsmethoden haben wir die größten Änderungen vorgenommen. Diese stehen niemals still. Ich glaube, kein einziger Arbeitsgang bei der Herstellung unserer Wagen ist der gleiche geblieben wie damals, als wir den ersten Wagen nach unserem gegenwärtig noch üblichen Modell konstruierten. Das ist der Grund, weshalb wir so billig produzieren.

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Die wenigen Änderungen, die wir an unseren Wagen vorgenommen haben, dienen zur Erhöhung der Bequemlichkeit beim Fahren oder zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit. Das bei dem Wagenbau verwendete Material wechselt selbstverständlich auch, je mehr wir vom Material verstehen lernen. Ebenso wollen wir keinen Produktionsstockungen ausgesetzt sein oder den Preis der Produktion durch einen eventuellen Mangel an einem Spezialmaterial erhöhen müssen, darum haben wir auch für fast alle Wagenteile ein Ersatzmaterial ausfindig gemacht. Von allen Stahlsorten verwenden wir zum Beispiel am meisten Vanadiumstahl. Er verbindet größte Festigkeit mit geringstem Gewicht; aber wir wären nur schlechte Geschäftsleute, wenn wir unsere ganze Zukunft von der Möglichkeit, Vanadiumstahl zu beschaffen, abhängig machten. Daher haben wir ein Ersatzmetall ausfindig gemacht. Unsere sämtlichen Stahlsorten sind von ganz besonderer Art, aber für jede einzelne besitzen wir zum mindesten einen, und mitunter einen mehrfachen, durchprobten und bewährten Ersatz. Das gleiche gilt von unseren sämtlichen Materialsorten, wie von allen unseren Teilen. Anfänglich stellten wir nur sehr wenige Wagenteile und keinen von unseren Motoren selbst her. Heute bauen wir alle unsere Motore und die meisten unserer Teile selbst, weil es uns billiger kommt. Wir tun das aber auch, damit uns keine Marktstockungen beeinträchtigen können, und uns kein auswärtiger Fabrikant durch seine Unfähigkeit zu liefern lahm legen kann. Die Preise für Glas waren während des Krieges zu einer schwindelnden Höhe gestiegen. Wir zählten zu den größten Glaskonsumenten des Landes. Heute sind wir dabei, unsere eigene Glashütte zu bauen. Hätten wir unsere gesamte Energie auf Änderungen des Produktes verwandt, wir wären nicht viel weiter gekommen; da wir aber keinerlei Änderungen des Produktes kannten, konnten wir unsere ganze Kraft auf eine Vervollkommnung der Herstellung konzentrieren.

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Der wichtigste Teil eines Meißels ist die Schneide. Auf diese Erkenntnis stützt sich vor allem unser Unternehmen. Es kommt bei dem Meißel weniger auf die Feinheit der Verarbeitung oder auf die Qualität des Stahles und die Güte der Schmiedearbeit an — hat er keine Schneide, so ist er kein Meißel, sondern lediglich ein Stück Metall. Mit anderen Worten, es kommt auf die wirkliche und nicht auf die vermeintliche Leistung an. Was hat es für einen Zweck, einen stumpfen Meißel mit ungeheurer Kraftanstrengung zu schwingen, wenn ein leichter Schlag mit einem scharfen Meißel die gleiche Arbeit verrichtet? Der Meißel ist zum Schneiden und nicht zum Hämmern da. Das Hämmern ist nur eine Nebenerscheinung. Wollen wir also arbeiten, warum dann nicht unseren Willen auf die Arbeit konzentrieren und sie in der raschesten Weise erledigen? Die Schneide des Geschäftslebens ist der Punkt, an dem das Produkt mit dem Konsumenten in Berührung kommt. Ein mangelhaftes Produkt ist ein Produkt mit einer stumpfen Schneide. Zu seiner Durchsetzung gehört viel überflüssige Kraft. Die Schneide eines Fabrikunternehmens sind Mann und Maschine, die die Arbeit verrichten. Ist der Mann nicht der richtige, so kann auch die Maschine nicht richtige Arbeit leisten und umgekehrt. Zu verlangen, daß auf irgendeine Arbeit mehr Kraft als absolut notwendig verwendet wird, heißt verschwenden.

Die Quintessenz meiner Idee besagt also, daß Verschwendung und Habgier die wahre Dienstleistung hemmen. Verschwendung und Habgier sind aber beides keine notwendigen Übel. Die Verschwendung rührt größtenteils von einer mangelhaften Erkenntnis unserer Handlungen oder von Nachlässigkeit bei ihrer Verrichtung her. Habgier ist nur eine Abart der Kurzsichtigkeit. Mein Ziel war, mit einem Minimum von Verschwendung sowohl an Material wie an Menschenkraft zu produzieren und mit einem Minimum von Gewinn zu verkaufen, wobei ich mich bezüglich des Gesamtgewinns auf den Umfang des Absatzes verließ.

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Bei diesem Produktionsprozeß ist es gleichfalls mein Ziel, das Maximum an Löhnen, das heißt das Maximum an Kaufkraft auszuteilen. Da auch dieses Verfahren zu einem Minimum der Kosten beiträgt, und wir zu einem Minimum an Gewinn verkaufen, sind wir imstande, unser Produkt in Einklang mit der Kaufkraft zu bringen. So kommt es, daß jeder, der mit uns in Verbindung steht — sei er Leiter, Arbeiter oder Käufer — , durch unsere Existenz gewinnt. Das von uns gegründete Unternehmen leistet wirkliche Dienste. Und deshalb möchte ich von ihm erzählen. Die Grundprinzipien dieser Dienstleistung lauten:

1. Du sollst die Zukunft nicht fürchten und die Vergangenheit nicht ehren. Wer die Zukunft, den Mißerfolg, fürchtet, zieht seinem Wirkungskreis selber Grenzen. Mißerfolge bieten nur Gelegenheit, um von neuem und klüger anzufangen. Ein ehrlicher Mißerfolg ist keine Schande; Furcht vor Mißerfolgen dagegen ist eine Schande. Die Vergangenheit ist nur insofern nützlich, als sie uns Mittel und Wege der Entwickelung weist.

2. Du sollst die Konkurrenz nicht beachten. Wer eine Sache am besten macht, der soll sie verrichten. Der Versuch, jemandem Geschäfte abzujagen, ist kriminell — kriminell, da man dadurch aus Gewinnsucht die Lebensverhältnisse seiner Mitmenschen zu drücken und die Herrschaft der Gewalt an Stelle der Intelligenz zu setzen versucht.

3. Du sollst die Dienstleistung über den Gewinn stellen.

Ohne Gewinn kein ausbaufähiges Geschäft. Dem Gewinn haftet von Natur aus nichts Böses an. Ein gut geleitetes Unternehmen muß und wird sogar für gute Dienste einen guten Gewinn abwerfen. Der Gewinn muß jedoch nicht die Basis, sondern das Resultat der Dienstleistung sein.

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4. Produzieren heißt nicht billig einkaufen und teuer verkaufen. Es heißt vielmehr, die Rohstoffe zu angemessenen Preisen einkaufen und sie mit möglichst geringen Mehr  kosten in ein gebrauchsfähiges Produkt verwandeln und an die Konsumenten verteilen. Hasardieren, Spekulieren und unehrlich Handeln heißt nur diesen Vorgang erschweren.

Wie da alles kam, welche Wirkung es hatte und welche Gültigkeit es für die Allgemeinheit hat, das sollen die folgenden Kapitel zeigen.

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* LETTER FROM THE EDITOR

The book, which we hereby pass to the German public, contains the worldview and the life’s work of the biggest industrialist the world has ever seen. Henry Ford is not only one of the most controversial personalities in America, but also in Europe. He has risen in a few years from the small inventor and automobile manufacturer into one of the most powerful men in the United States.

As often as Ford, went public with a new business announcement, which regularly was also in times of general price increases, that there would be a price reduction of its goods, it was said in Wall Street and from the dependent Press: “Now, the collapse of the Ford company must come!”

Due to its principle of service, that is, the supply of the best possible products at the lowest prices while paying record wages; its principle to be content with the smallest profit; that the factory is not primarily a money engine, but an institution that actually the public regards as belonging to itself and is entrusted only as the good administrator, Ford has succeeded, in ten years, to increase the annual production of Ford automobiles from 18,664 cars in 1909/10 to 1.25 million cars in the years 1920-21, while the retail price of $950 has been reduced by 355 dollars. The hitherto, in business, unprecedented cost reduction of its products, the constant increase in the wages of its workers and employees, his fight against the banking system and the rejection of any bank loans have made Ford, in the ranks of the bankers and the leaders of the major Trusts, probably the most hated man.

VII

Another allegation against him is his alleged anti-Semitism. His book, “The International Jew” gives a certain justification to this view, if one reads the work superficially.

Nevertheless, it would be wrong to describe Ford as an anti-Semite in the usual, evil sense. His struggle is not with the individual Jew, even the Jewish race, but only certain social and political elements. He considers it a risk that the banks and the press in America are for the most part in Jewish hands, and the same fatal hold would ensure if such vital institutions were exclusively controlled by any other political clique.

Ford’s memoir is not the work of a scientific thinker; they are also not a textbook of commercial and industrial success. Ford is, above everything else, not a man of letters. Throughout the conversational way in which he writes down his memories, it reveals the self-made-man, the self-taught. But every line expresses the mind of an original thinker who with amazing marksmanship proceeds unswervingly in its own way. Above all, his work is motivated by an idealistic spirit, which, without regard, always keeps the great goal of humanity in mind. The ideas that Ford has designed in its operations already in large part coincide closely to the principles of the great German industrialists that Walther Rathenau has written and spoken about.

German industry especially in these days should struggle hard to improve its international standing by learning the ways that Ford has organized and designed exactly every move in his factories, so that every step of the worker is reduced to the lowest possible energy expenditure and thus avoid the wasting of money.

VIII

Today, Germany is a poor country and can not afford to waste things. A comparison of working methods in Ford’s factories with our numerous and even largest companies should make us realize what needs to be improved in this regard. Of course, one must not fail to recognize that the current internal political situation for the implementation of these principles has placed major obstacles in the way of us. Even the name “Taylor system” affects wide circles like a red cloth. Even Ford himself had initially strong concerns, about introducing it. In practice, the expected damage didn’t occur, and production was increased and cheapened enormously, while the workers with reasonable application, achieved the greatest benefit from this system.

As much as Ford is concerned with the welfare of his workers, he relentlessly takes action against any waste of time and energy. [The following needs a better translation >>] Is not a Ford worker his best infallible threatened with immediate dismissal. Not only all the money worries he is doing his duty, however, he feels as a responsible member of a living organism, so stay away from him, he can provide for his old age security. For us today, the mediocre worker determines the performance of a company, and even the dismissal of an inferior is the council often a hindrance in the way. This is for an impoverished country an impossible process, and the German working class is much too enlightened not to strive for a change itself. Of course, the workers must know what he uses his powers and not feel as exploited. <<<

That is the important lesson that Ford plants proclaims. If this book teaches this lesson, it has served its purpose.

Bichl, in October 1923

Gurt Thesing

 

 

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Version History & Notes

Version 1: Published Jul 25, 2015

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Notes

* Cover image is not in the original document.

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Knowledge is Power in Our Struggle for Racial Survival

(Information that should be shared with as many of our people as possible — do your part to counter Jewish control of the mainstream media — pass it on and spread the word) … Val Koinen at KOINEN’S CORNER

Note: This document is available at:

https://katana17.wordpress.com/

 

 

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Henry Ford — Teil 4: Das eigentliche Geschäft beginnt

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Henry Ford — Teil 7: Maschinen und Menschen

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